Hotel-Nostalgie im Blumenparadies

Stechelberg – Bloss für eine Tagestour ist die Wanderung nach Obersteinberg eigentlich fast zu schade. Da trifft es sich gut, dass zur Alp auch ein Hotel gehört. Wer dort übernachtet, kann sich ausgiebig einer einzigartigen Landschaft erfreuen und zudem Köstlichkeiten aus der Sennerei geniessen.

Text: Andreas Staeger

Blick von der Alp Obersteinberg zum Talabschluss des hinteren Lauterbrunnentals.  Bild: Andreas Staeger

Eng eingeschnitten scheint das hintere Lauterbrunnental zu sein, wenn man von der Postauto-Endstation Stechelberg taleinwärts blickt. Doch wer den mässig ansteigenden Weg nach Trachsellauenen zurückgelegt und danach die Steilstufe zum Schiirboden bewältigt hat, erkennt staunend, wie sich das Tal zu einer weiten Arena öffnet. Alpweiden und Bergwälder säumen die tiefer gelegenen Gebiete des Kessels, darüber ragen gewaltige Felswände mit abenteuerlichen Gletscherzungen empor.

 

Landschaftliches Juwel

Steil ist der Aufstieg zum Wilde Egg, danach geht es wieder ein kurzes Stück abwärts nach Im Tal. Hier folgt man der Weissen Lütschine und gelangt schliesslich auf einem schmalen Pfad zu einer mit Felsblöcken übersäten Ebene. Wer Zeit und Lust hat, unternimmt noch den lohnenden Abstecher hinauf zum Oberhornsee (hin und zurück insgesamt anderthalb Stunden Marschzeit zusätzlich). Ansonsten gelangt man auf der westlichen Seite der Lütschine praktisch ebenen Wegs nach Obersteinberg.

Die Alp ist ein landschaftliches Juwel erster Güte und wurde deshalb 2011 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet. Gut ein Sechstel der Bodenfläche gilt als Trockenwiesen bzw. Trockenweiden von nationaler Bedeutung. Diese Zonen weisen eine besonders grosse Vielfalt an Pflanzen auf und ziehen entsprechend viele Insekten an. Dazwischen bieten etliche Steinhaufen einer Vielzahl von Reptilien und anderen Kleintieren Unterschlupf.

 

Kerzenlicht im Hotelzimmer

Das gesamte Alpgebiet liegt im Gebiet des Unesco-Welterbes Jungfrau-Aletsch. 18 Kühe und Rinder sowie einige Schafe und Schweine werden gesömmert. Käse, Milch, Rahm und Butter aus der Sennerei kommen im Berghotel Obersteinberg auf den Tisch. Das Hotel bietet eine einzigartige Atmosphäre. In den einfach eingerichteten Zimmern gibt es weder fliessendes Wasser noch Elektrizität, dafür nostalgische Waschzuber und Kerzen. Der Betrieb auf Obersteinberg wird von der Familie von Allmen geführt. Drei Geschwister teilen sich in die Arbeit: Dora führt das Hotel, Hans-Christen ist in der Sennhütte tätig, und Hugo transportiert täglich Frischwaren und die Post mit dem Maultier vom Tal herauf.

Für den Abstieg ins Tal stehen mehrere Varianten zur Auswahl. Die kürzeste Route führt am benachbarten Hotel Tschingelhorn vorbei, über Ammerten nach Trachsellauenen hinunter und von dort zurück nach Stechelberg.

 

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Allgemeine Informationen

Karte der Route >>>

Anreise: Postauto ab Lauterbrunnen nach Stechelberg/Hotel

Rückreise: Postauto ab Stechelberg/Hotel nach Lauterbrunnen

Route: Stechelberg – Trachsellauenen – Schiirboden – Im Tal – Obersteinberg – Ammerten – Trachsellauenen – Stechelberg

Wanderzeit: 5 h 10 min

Streckenlänge: 12,3 km

Höhendifferenz: 920 m Aufstieg, 920 m Abstieg

Schwierigkeit: sportlich

 

Alp Obersteinberg: Hotel-Nostalgie im Blumenparadies
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