Urwüchsige Landschaft: First – Hagelseewli – Lütschentälti – Axalp

Weniger bekannt als die grossen Alpenpässe im Berner Oberland, aber ebenso lohnend ist der Übergang von Grindelwald zur Axalp. Die Bergwanderung führt durch wilde Naturlandschaften und bietet mit der Alp Tschingelfeld zugleich ein kulturlandschaftliches Juwel.

Text: Andreas Staeger

Wetterhorn, Schreckhorn, Finsteraarhorn, Fiescherhorn (von links), davor der Bachalpsee.

Bild: Verena Flütsch

 

Bei schönem Wetter ist der Wanderweg von der First zum Bachalpsee manchmal ziemlich dicht frequentiert. Das ändert sich bei der Wegverzweigung oberhalb des Sees. Während die meisten Ausflügler hier absteigen, behält man mit Ziel Axalp die Richtung bei und nimmt schon bald den kurzen, aber steilen Aufstieg zum Tierwang-Sattel in Angriff. Dort, auf dem höchsten Punkt der Tour, ändert sich die Perspektive. Während man im Aufstieg die eindrückliche Gipfelkette vom Wetterhorn über Schreckhorn, Fisteraarhorn und Eiger vor Augen hatte, öffnet sich jetzt die Sicht ins Tal des Giessbachs, der in den Flanken von Schwarzhorn und Wildgärst entspringt. Nach der Umrundung des Ritzengrätli erblickt man in einer weiten Mulde am Fuss der Grossenegg das Hagelseewli. Im Unterschied zum Bachalpsee herrscht hier keinerlei Rummel, sondern Ruhe und Einsamkeit.

 

Der Abstieg verläuft zunächst sehr steil. Schon bald öffnet sich die Sicht zur Kette von Brienzer Rothorn und Augstmatthorn und zum intensiv türkisfarbenen Brienzersee an ihrem Fuss. Die urwüchsige Landschaft der Alp Tschingelfeld ist von der Erosionskraft des Wassers geprägt. Während das Bödeli im untersten Teil einigermassen flach ist, gibt es weiter oben zahlreiche steile, von Felspartien durchzogene Hänge.

 

In jahrhundertelanger Arbeit haben Generationen von Menschen diesem wilden Flecken Erde eine alpwirtschaftliche Existenzgrundlage abgetrotzt und die Wildnis in eine wunderschöne Kulturlandschaft umgestaltet. Das Gebiet präsentiert sich als vielseitiges Ensemble von weitläufigen Alpweiden, artenreichen Feuchtgebieten und geschützten Trockenstandorten. Aufgrund ihrer Vielfalt und Attraktivität wurde die Alp im Jahr 2019 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet. Zur Gewinnerfläche Alp Tschingelfeld>>>

 

Vom Oberberg gelangt man weiterhin absteigend, jetzt jedoch weniger steil, ins Lütschentälti und dann praktisch ebenen Wegs nach Chüemad. Der letzte Teil des Abstiegs führt streckenweise auf Alpsträsschen, dazwischen über Alpweiden zur Postauto-Endstation Axalp.

 

Tipp: Im Alpbeizli am Tschingelfeld-Oberberg gibt es kalte Platten mit verschiedenen Käsesorten und Wurst sowie heisse und kalte Getränke. Auf Voranmeldung kann man dort auch übernachten.

 

Merkmal Passwanderung Schwierigkeitsgrad T2
Marschzeit 3 h 40 min Streckenlänge  11 km
Aufstieg 380 m Abstieg 1010 m
Tiefster Punkt 1534 m Höchster Punkt 2417 m
Verpflegung Alpbeizli Tschingelfeld / Oberberg Ideale Jahreszeit Anfang Juli bis Ende Oktober
Anreise Mit der Gondelbahn nach First (Grindelwald) Rückreise Ab Axalp/Sportbahnen mit dem Postauto