Buntes Mosaik von Pflanzen und Tümpeln: Schwarzwaldalp – Grosse Scheidegg – Bort

Vielfältige Natureindrücke gibt es auf der Wanderung von der Schwarzwaldalp nach Bort. Der Weg führt vor grandiose Hochgebirgskulisse durch idyllische Kulturlandschaften.

Text: Andreas Staeger

Heidelbeerstauden, Sumpfböden, murmelnde Bächlein und mächtige Tannen prägen die Kulturlandschaft Antseeuwen. 

Bild: Claudia Schatzmann

 

 Die Passwanderung über die Grosse Scheidegg ist ein Genuss erster Güte, aber auch ganz schön anstrengend. Fast acht Stunden dauert die Tour von Meiringen bis Grindelwald im vollen Programm. Wem das zu viel ist, der kann mit Postauto und Gondelbahn abkürzen – und geniesst dennoch lohnende Eindrücke.

 

Der Ausgangspunkt Schwarzwaldalp liegt am Fuss des Wellhorns, in dessen Flanken Rosenlaui- und Hengsterengletscher liegen. In gemächlichem Aufstieg gelangt man auf einem schmalen Pfad durch Bergwald und über Alpweiden nach Alpiglen. Etwas steiler geht es auf dem alten Säumerweg weiter zur Grossen Scheidegg. Die Passhöhe liegt am Fuss der mächtigen Wetterhorn-Nordwand. Sie bietet eine eindrückliche Aussicht auf den weiten Talkessel von Grindelwald.

 

Für den Abstieg wählt man statt der Fortsetzung auf der klassischen Passroute die Variante via Stepfi. Die Landschaft am Übergang ins Tal der Schwarzen Lütschine weist einen ganz eigenen Reiz auf. Unzählige Mulden und Hügel formen das Gelände auf abwechslungsreiche Weise. Grasflächen, Heidelbeerstauden und Gruppen von Tannen bilden ein buntes Mosaik. Gekrönt wird das entzückende Landschaftsbild von kleinen Seen und winzigen Tümpeln. Ischara und Antseeuwen, so heissen die beiden Alpweiden dies- und jenseits der Grossen Scheidegg. Aufgrund ihres einzigartigen Charakters wurden sie 2013 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet. Zur Gewinnerfläche Antseeuwen - Ischara >>>

 

Nach der Alphütte auf dem Stepfihubel geht es steil abwärts zum Schmale Ritt hoch über dem Bärgelbachtal. Zwei exponierte Passagen sind mit Drahtseilen gesichert. In der Wandela endet der Abstieg, die Wanderung wird nun auf dem «Höhenweg 1600 m» fortgesetzt. Nach kurzem Aufstieg kreuzt man die Asphaltstrasse, die Richtung Grindel-Oberläger führt, und taucht in eine weitere aussergewöhnlich reizvolle Kulturlandschaft ein: Die Trockenwiesen im Gebiet Schwynblatten wurden von der Region Oberland-Ost im Jahr 2011 ebenfalls mit dem Kulturlandschaftspreis prämiert. Zur Gewinnerfläche Schwynblatten >>> Zur Blütezeit sehen diese Wiesen wie Blumengärten aus. Im angrenzenden Feuchtgebiet gedeihen zudem Orchideen und Wollgräser. Die kleinräumigen Gegensätze ermöglichen eine grosse Artenvielfalt. Im Gebiet kommen unter anderem verschiedene Amphibien und Reptilien vor. Zudem lebt hier (wie auch auf Antseeuwen) der seltene Sudetenmohrenfalter, der weltweit einzig in Grindelwald vorkommt. 

Nach einem letzten kurzen Anstieg wird das Trassee der Firstbahn unterquert. In wenigen Minuten erreicht man die Zwischenstation Bort, das Ziel der (abgekürzten) Passwanderung.

 

Tipp: Der Aufstieg von der Schwarzwaldalp zur Grossen Scheidegg lässt sich umgehen, indem man mit dem Bus direkt auf die Passhöhe fährt. Man verzichtet dadurch zwar auf eine landschaftlich schöne Passage, erspart sich aber andererseits den anstrengenderen Teil der Tour.

Die Wanderung kann sehr gut auch in der entgegengesetzten Richtung begangen werden.

 

Merkmal Höhenweg, Passwanderung Schwierigkeitsgrad T2
Marschzeit 3 h 40 min Streckenlänge  9,9 km
Aufstieg 730 m Abstieg 620 m
Tiefster Punkt 1450 m Höchster Punkt 1963 m
Verpflegung Berghotel Grosse Scheidegg Ideale Jahreszeit Anfang Juni bis Mitte Oktober
Anreise Mit dem Postauto auf die Schwarzwaldalp Rückreise Ab Bort mit der Gondelbahn nach Grindelwald