Schroffe Felsen und einsame Weiden: Burglauenen – Sengg – Zweilütschinen

Vom Tal der Schwarzen Lütschine führt diese abwechslungsreiche Bergwanderung an den Sonnenhang der Faulhornkette und wieder zurück auf den Talboden. Die Tour verläuft über schönes Wiesen- und Weideland und durch urchige Bergwälder.

Text: Andreas Staeger

Blick von der Sengg in Richtung Grindelwald

Bild: Andreas Staeger

 

Das Dörfchen Burglauenen gehört zum ausgedehnten Gebiet der Gemeinde Grindelwald. Seinen bäuerlichen Charakter konnte es sich bis heute weitgehend bewahren. Das hängt mit der Lage zusammen: Der Männlichen, an dessen Fuss die Siedlung liegt, hält im Winter jeglichen Sonnenschein wochenlang fern. Umso mehr Licht und Wärme gibt es dort zur Vegetationszeit. Wälder, Wiesen und Weiden ziehen sich auf beiden Seiten des Tals die teilweise sehr steilen und felsigen Hänge hoch. Die Landschaft auf den Höhenstufen ist wild und abgesehen von der alpwirtschaftlichen Nutzung auch praktisch unberührt – es gibt weder Bergbahnen noch Aussichtsrestaurants. Dafür lässt sich hier ausgiebig unverfälschte Bergnatur erleben.

 

Die Wanderung zum Vorsass Sengg (das zur Nachbargemeinde Lütschental gehört) führt von Beginn weg aufwärts – erst über Wiesenpfade, dann auf schmalen und steilen Strässchen, schliesslich im Wald. Verschiedene grosse Lichtungen gewähren Ausblicke ins Tal der Schwarzen Lütschine. Vom Itramenberg auf der gegenüberliegenden Talseite strömen mehrere Wasserfälle talwärts. Darüber ragt die Eigernordwand auf, nach einigem Aufstieg rücken auch der Mönch und die Jungfrau ins Blickfeld.

 

Die Alpweiden an der Schärmatta sind ein schönes Plätzchen zum Verschnaufen und um die Aussicht taleinwärts zu Schreckhorn und Wetterhorn zu geniessen. Weiterhin ansteigend geht es erneut in den Wald. Ein schmales Weglein zieht sich zwischen den Bäumen mässig steil bergwärts. Nach einer Weile tritt man erneut auf Wiesen voller Blumen; einzelne mächtige Bergahorne setzen eindrückliche Akzente in die seit vielen Generationen mit grossem Aufwand gepflegte Landschaft, die ein wenig an einen Park erinnert. Hier, oberhalb der senkrechten Felsbänder der Senggfluh, erstreckt sich die grüne Aussichtsterrasse des Gebiets Sengg. Die insgesamt rund drei Hektaren umfassenden Blumenwiesen bergen eine grosse Artenvielfalt. Das Blütenmeer bietet zahlreichen, teilweise selten gewordenen Schmetterlingsarten Nahrung. In Anerkennung seiner Verdienste um die Bewahrung dieser Vielfalt erhielt der Bewirtschafter des Gebiets im Jahr 2010 den Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost. Zur Gewinnerfläche Sengg/Buechimaad >>>

 

Einen deutlich anderen Charakter weist das zweite Drittel der Tour auf. Zunächst geht es steil hinunter in den Graben des Louwibachs. Danach führt ein schmaler, teilweise etwas ausgesetzter Pfad den karg bewachsenen Felshängen der Spisblatti entlang. Einige exponierte Passagen, an denen das Gelände steil abfällt, sind hangseits mit einem Seil bzw. mit Ketten ausgestattet. Besonders malerisch ist der nachfolgende Abschnitt. Er führt durch einen von Blockschutt durchsetzten urwüchsigen Bergwald. Erneut aufsteigend durchquert man eine wahre Märchenlandschaft von mächtigen, mit Moos überzogenen Felsblöcken, die zwischen den Bäumen liegen und den Waldboden in ein unergründliches Labyrinth verwandeln.

Am Ende des Walds tritt man auf die weitläufigen Weiden des untersten Stafels der Alp Usser Iselten. Hier öffnet sich die Sicht gegen das Lauterbrunnental hin. Weiter oben ist die Bahnstation Schynige Platte zu erkennen, am nördlichen Horizont stossen die spitzen Felszacken der Faulhornkette in den Himmel.

 

Der letzte Abschnitt der Tour kennt nur noch eine Richtung: Von der Wegverzweigung Schwand an geht es abwärts, und zwar fast durchwegs im Wald. Das mag unattraktiv klingen, doch die Route nutzt einen sehr schönen, gut erhaltenen historischen Verkehrsweg. Früher trieb man auf dieser Strecke die Kühe zur Alp, weshalb das Gefälle nicht unangenehm gross ist. Der teilweise mit Natursteinen gepflästerte Serpentinenweg führt durch ein von senkrechten Felswänden, Runsen und Halden geprägtes Gelände, zwischendurch geht es durch mehrere Hohlwege. Nach jeweils etwa einem Drittel der Strecke kommt man an einem Holzunterstand vorbei, der für eine Rast oder als Schutz vor Regen genutzt werden kann.

Der Abstieg endet zwischen den Dörfern Lütschental und Gündlischwand. Die nächstgelegene Bahnstation Zweilütschinen ist ebenen Wegs in einer guten halben Stunde erreichbar.

 

Tipp: Am höchsten Punkt der Tour, bei der Alphütte im Gebiet Schwand, kann man sich mit leckerem Alpkäse aus örtlicher Produktion eindecken.

 

Merkmal   Schwierigkeitsgrad T3
Marschzeit 4 h 50 min Streckenlänge  11,8 km
Aufstieg 880 m Abstieg 1129 m
Tiefster Punkt 648 m Höchster Punkt 1557 m
Verpflegung Picknick aus dem Rucksack Ideale Jahreszeit Mitte Mai bis Ende November
Anreise Mit der Bahn nach Burglauenen Rückreise Ab Zweilütschenen mit der Bahn