Talwanderung im wilden Gadmertal : Gadmen – Nessental – Innertkirchen

Auf dem Talweg von Gadmen nach Innertkirchen wandert es sich angenehm und unbeschwert. Die Route unterliegt einem schönen Wechsel zwischen eben verlaufenden und sanft absteigenden Passagen. Unterwegs gewinnt man Einblick in vielfältige Kulturlandschaften.

Text: Andreas Staeger

Frühling bei Fiirschlacht, Ausblick talauswärts

Bild: Claudia Schatzmann

 

Als Ost-West-Tal ist das Gadmertal im Sommer reichlich besonnt. Vom Herbst bis ins Frühjahr hingegen halten die Berge im Süden den Sonnenschein vom Talboden fern. Darum empfiehlt es sich, die vorliegende Talwanderung im Jahreslauf weder allzu zeitig noch zu spät zu unternehmen – sonst riskiert man, den grössten Teil der Tour im Schatten zu verbringen.

In landschaftlicher Hinsicht gehört das Gadmertal zu den wilderen Bergtälern der Schweiz. Zahlreiche Lawinenzüge durchfurchen die Hänge beidseitig und sind die Ursache dafür, dass die weiter hinten im Tal liegenden Dörfchen im Winter manchmal tagelang wegen Lawinengefahr von der Aussenwelt abgeschnitten sind. In der Vegetationszeit zeigt sich die Gegend als interessante Mischung von urwüchsigen Naturlandschaften und anmutigen Kulturlandschaften, die von Menschenhand in jahrhundertelanger Arbeit der Wildnis abgetrotzt wurden.

 

Eine reizvolle Möglichkeit, diese Gegend zu erkunden, bietet die Wanderung auf dem Talweg, der von Gadmen nach Innertkirchen führt. Die Route verläuft nicht direkt dem Gadmerwasser entlang, kreuzt den Talfluss aber mehrmals. Meist wandert man auf breiten Kieswegen, zuweilen auf asphaltierten, aber kaum befahrenen Strässchen, zwischendurch auch auf Wiesenpfaden. Von den Seitenhängen sprudeln vielerorts grössere und kleinere Wildbäche zu Tal. Die Tour kostet nur geringe Anstrengung, denn es gibt wenige Aufstiegspassagen. In der Regel geht es ebenen Wegs oder sanft absteigend voran.

 

Der Talweg führt von Gadmen zunächst nach Furen, dann in etlichen weiten Kurven das Chäppeli hinunter nach Twirgi. Der hübsche Weiler ist von den vielfältigen Wiesen- und Weideflächen der Gebiete Firschlachteni, Erli und Hofstatt umgeben, die eine hohe ökologische Qualität aufweisen und zugleich Auge und Gemüt erfreuen. In Anerkennung ihrer Verdienste um die Erhaltung dieser Landschaftsperlen wurden deren Bewirtschafter 2012 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost geehrt. Als wahrer Blickfang des Gebiets erweist sich eine extensiv genutzte, artenreiche Weide mit vielen Steinmauern, Steinhaufen, Büschen, Obstbäumen und einem pittoresken Stall. Das Gelände ist von felsigen Partien durchsetzt, dazwischen gibt es feuchte Stellen mit Orchideen und Wollgräsern. Zur Gewinnerfläche Fiirschlacht/Erli und Hofstatt >>>

 

Ein kurzer Aufstieg führt zur Wegverzweigung im Dörfchen Nessental, danach steigt man gleich wieder ab Richtung Schwendi, wo eine weitere schöne Passage folgt: Ein Wiesenweg zieht sich durch eine weite, grüne Ebene, die beidseits von dichtem Bergwald flankiert ist. Talauswärts erblickt man Schwarzhorn und Wildgärst.

Weniger ansehnlich ist das grosse Kraftwerk-Ausgleichsbecken Hopflauenen. Ein kurzer Anstieg führt zum gleichnamigen Weiler; dort taucht man schon bald wieder in einsame, von Wald gesäumte Wiesenlandschaft ein. Sanft absteigend geht es nach Wiler, etwas steiler schliesslich hinunter nach Innertkirchen.

 

Tipp: Wer sich auf der Wanderung in einem Restaurant stärken will, hat dazu in Nessental Gelegenheit. Der Name des Restaurants Rösti ist Programm: Zur Auswahl steht Rösti in zahlreichen Variationen.

 

Merkmal Familientauglich Schwierigkeitsgrad T1
Marschzeit 3 h 15 min Streckenlänge  12 km
Aufstieg 140 m Abstieg 710 m
Tiefster Punkt 626 m Höchster Punkt 1198 m
Verpflegung Restaurant Rösti, Nessental Ideale Jahreszeit Anfang Mai bis Ende September
Anreise Mit dem Postauto nach Gadmen/Post Rückreise Ab Innertkirchen Grimseltor mit der Bahn